Wie funktioniert eigentlich eine Schienentherapie?

Kurzzeittherapie: massive Muskelentspannung durch eine „Jig-Schiene“

Wir setzen in unserer Praxis unter anderem auch die Jig-Schiene nach Prof. Dr. Erich Wühr ein. Der Zahnarzt kann damit den „nächtlichen Druck“ auf die Kau- und Gesichtsmuskulatur massiv reduzieren. Patienten, die pressen oder mit den Zähnen knirschen, beißen oft nachts stundenlang die Zähne fest aufeinander. Dadurch kommt es zu einer erheblichen Überlastung, die Folge sind oft Schmerzen.

Bei der Jig-Schiene befindet sich auf den oberen Frontzähnen ein kleiner Block (englisch: „Jig“). Eigentlich handelt es sich dabei nicht um eine "Schiene" im klassischen Sinn, sondern um ein sogenanntes Funktionsgerät: Sobald der Patient auf den Frontzahnblock beißt und nur mit den unteren Frontzähnen Kontakt hat, haben alle anderen Zähne keinen Zahnkontakt. Der gesamte Kaudruck landet auf den unteren Schneidezähnen.

Der Körper hat einen Schutzreflex und schützt die Schneidezähne, weil der starke Druck sonst zum Abbrechen der Frontzähne führen würde. Dies ist der gleiche Reflex, der auftritt, wenn wir auf ein Steinchen in der Semmel oder ein Schrotkorn im Hasenfleisch beißen - wir machen reflexartig wieder auf.

Dadurch kann die Muskulatur keinen starken Druck mehr erzeugen - die Muskulatur kann in der Nacht nicht mehr mehre Stunden lang überlastet werden.

Warum eignet sich die Jig-Schiene nicht als Dauertherapie?

Würde man die Jig-Schiene auf Dauer tragen, hängen die Zähne nachts immer in der Luft und der gesamte Druck wird auf die Schneidezähne ausgeübt. Dies kann wie bei einer Zahnspange dazu führen, dass sich Front- und Backenzähne verschieben und ein sogenannter "frontal offener Biss" entsteht. Daher darf die Jig-Schiene nur wenige Wochen benutzt werden und ist keine Dauerbehandlung. Nach etwa sechs Wochen löscht das Gehirn das Muster, nachts fest zuzubeißen und der Mensch gewöhnt sich diese Reaktion weitgehend ab.

Die Jig-Schiene ist ein wichtiger Baustein zur erfolgreichen Kiefergelenkstherapie in unserer Praxis.


Mittelfristige Therapie: Behandlung mit verschiedenen Aufbiss-Schienen zur Stabilisierung

Je nachdem, welche Symptome und Diagnosen wir bei Funktionsanalyse ermittelt haben, behandeln wir mit verschiedenen Aufbiss-Schienen. Bestehen keine Beschwerden außer Zahnsubstanzverlust durch Knirschen, kann als Schutz der Zähne vor Abnutzung eine „einfache Knirscherschiene“ dienen.

Da die meisten Patienten sich aber mit erheblichen Beschwerden bei uns vorstellen, setzen wir in erster Linie Präzisionsschienen ein, um Kiefergelenksbeschwerden zu behandeln. Hierzu vermessen wir exakt mit einem Gesichtsbogen die Oberkiefer- und Kiefergelenksposition.

Die Präzisionsschiene wird im zahntechnischen Labor aus klarem Kunststoff hergestellt. Abhängig von den Ergebnissen der Funktionsanalyse soll die Schiene das Kausystem stabilisieren, positiv beeinflussen oder eventuell sogar eine bestimmte Bahn bei der Seitwärtsbewegung des Unterkiefers wiederherstellen (sogenannte Eckzahnführung).

Wenn gelegentliche Kontrollen und eine gute Reinigung / Pflege erfolgt, können diese Schienen oft mehrere Jahre verwendet werden.